Wozu 'Glaube' uns gerade heutzutage nutzen kann.

22.11.2021

Was für Zeiten; die Welt scheint vollends aus dem Lot. Der Glaube des Menschen an sich selbst, an andere, ja sogar der Glaube an das Leben selbst - im Besonderen an eine Zukunft auf und mit diesem Planeten -, wirkt nahezu erloschen. Selbst der Glaube an die Lernfähigkeit der Menschheit im Allgemeinen besonders aber der Glaube an jene Mitmenschen in verantwortlichen beruflichen, gesellschaftlichen notabene kirchlichen Positionen, fällt offenbar zunehmend schwerer und scheint für viele unserer Zeitgenossen nahezu unmöglich. 

Weltweit nehmen Kirchenaustritte, quer durch alle Konfessionen, rapide zu, während gleichzeitig ein Großteil der Menschen zunehmend ratloser zu werden scheint, ob jener Krisen mit teils lebensbedrohlichen Wirkungen, namentlich Pandemien, Krankheiten mit Todesfolge, Klimawandel, Hungersnöte, Kriege, Flüchtlingsströme und vieles mehr.

So kommt es, dass in vielen Menschen eine herzbeklemmende Hoffnungslosigkeit und Resignation aufsteigt. Depressionen, Panikattacken und andere psychische Leiden nehmen derweil exorbitante nicht selten chronische Ausmaße an. Wie, vor allem woran, soll man bei alledem noch glauben? 

Viele Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung hatte bereits Buddha darauf eine Antwort:

Der Mensch leidet aus Unwissenheit oder Verblendung. "

Unwissenheit und Verblendung sind in der Tat die größten Steine, die sich der Mensch selbst in den Weg legt. Er zeigt sich nicht selten derart verblendet und selbstüberschätzt, dass ihm jedwedes 'urzeitliche Wissen' eher primitiv und ziemlich suspekt vorkommt, denn wie kann ein urzeitlicher Mensch mehr gewusst haben, als der heutige wissenschaftlich ausgebildete Mensch, der schließlich schon auf dem Mond landete? Der krönende Gipfel von Größenwahn und Verblendung ist allerdings, dass dieser heutige Mensch, trotz seiner gegenwärtigen Rat- und Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Weltzustände, nicht einmal in Erwägung zieht, sich jenes Wissen alter Kulturen, mit immerhin sehr namhaften, selbst heute noch anerkannten Weisen und Gelehrten, näher anzuschauen und zu reflektieren. 

Und genau das ist es, was 'Buddha'* (*Erleuchteter, ausgehend vom Sanskrit-Verb 'budh' = Weisheit) wohl mit dem Begriff 'Verblendung' gemeint haben muss; denn analog könnte man genauso versuchen, einem von Geburt an blinden Menschen die Pracht und Vielfalt der Farben zu erklären.

Vielleicht kann nun an dieser Stelle doch ein Blick in die zeitlosalte Weisheit, die Theosophie, hilfreich sein, um etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen. Die Theosophie sagt zum 'Glauben' das Folgende:

Auch Siddharta Gautama, der Buddha, sprach einst in Kalana offen über die Gründe für den Glauben.

In einer Überlieferung heisst es: ... sie kamen zu ihm in das Dorf Kalana und sagten: 

Herr es gibt so viele philosophische Systeme, so viele Lehren in diesen verschiedenen Richtungen, und nun kommst du zu uns mit einer anderen und neuen Form der Lehre; wie können wir die Menschen lehren, zwischen dem allen zu unterscheiden? 

Wenn wir deine Lehre annehmen, wie sollen wir sie an andere weitergeben, damit sie sehen, dass sie besser ist als die anderen?

Alle, die diese verschiedenen Systeme lehren, sind große Menschen, wie sollen wir uns entscheiden? "

Darauf sprach der Buddha ganz einfach und klar zu ihnen: 

»Glaubt nichts, weil eine große Persönlichkeit es euch sagt, denn ein Mensch kann in einer Beziehung groß sein und dennoch in vielen anderen ganz im Irrtum . 

Glaubt  nichts, weil ihr es in 'heiligen 'Büchern geschrieben findet, - denn 'heilige Bücher' sind alle von wechselnder Autorität und sie können in Beziehung auf manche Dinge ganz wahr und heilig-sein, aber ·sehr im Irrtum in Beziehung auf andere. 

Glaubt nichts, weil ihr es allgemein geglaubt findet, denn der allgemeine Glaube ist nach vielen Richtungen hin großen Irrtums fähig.

Glaubt nichts auf angebliche spirituelle Eingebung hin, d. h. weil ihr glaubt, dass es in euch erstehe und sich euch zu empfehlen scheine, denn ihr könnt euch in dieser Beziehung irren.« 

So nahm er die verschiedenen Gründe durch, aus denen die Menschen gewöhnlich etwas annehmen und sagte: 

»Glaubt nicht aus einem dieser Gründe, auch nicht was ich, der Buddha, euch sage, wenn es sich nicht eurer gesunden Vernunft empfiehlt, denn wenn es das nicht tut, ist es nicht wahr für euch; aber wenn es sich ihr empfiehlt, dann handelt völlig danach.«

Aus dem ägyptischen Totenbuch erfahren wir bezüglich des Glaubens: 

Schlussendlich ist 'Glaube' eben jene universalgeistige innere Kraft, die uns zum geistigen Wachstum, ergo zur Gewissheit führt, denn das, was wir bloß glauben, kann uns in einer kritischen Zeit im Stich lassen, weil die Glaubensbasis, die einen Menschen zu einer Zeit befriedigt, das zu einer anderen Zeit, wo er sich einem ungeheuren Druck ausgesetzt sieht, nicht leistet.

Haben wir aber Gewissheit erlangt, weil wir die Dinge selbst gesehen, erkannt und verstanden haben, gibt uns das Sicherheit, auch in schwierigen Zeiten, wo wir einmal nicht unmittelbar sehen oder erkennen. Doch nur mit dem Blick ins Innere der nichtsichtbaren Natur, also nicht im Sichtbaren der äußeren materiellen Welt, liegt Gewissheit und Wahrheit, die wir selbst zu erschauen lernen sollten.

Gewissheit verändert die Sicht auf die Welt grundlegend und nachhaltig. Glaube lässt uns zwar hoffen, aber ohne eigene Gewissheit; aber genau die, sollten wir uns um unserer und der Welt Zukunft willen erarbeiten. Auch oder besonders jene Menschen, die stets und gerne nach 'Beweisen' fragen, denn der wirksamste und wahrhafteste Beweis ist doch wohl jener, der uns selbst das Übergewicht einer augenscheinlichen Gewissheit für unser gesamtes Gemüt bringt. 

Wer also wirklich 'Wahrheit' sucht und Gewissheit über diese erhalten will, sollte die Kraft des Glaubens für sich nutzen und sich innerlich auf den Weg machen. 

Denn bereits Geheimrat Göthe sagte: 

Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun. 

Die Theosophie lehrt uns alle universalen Naturkräfte erkennen und wie wir mit diesen Kräften der universalen Natur, nicht gegen sie, Leben proaktiv, natürlich harmonisch, gestalten.

Und je stärker unser Glaube, je stärker seine antreibende Kraft die uns die innere Gewissheit, und Wahrheit bringt, und mit ihr Liebe, Harmonie und Frieden. Namaste. (f.h.)


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