Der siebenfältige Mensch als spirituelles Wesen der Evolution.

18.07.2019

Eine der bedeutendsten Lehren in den Mysterien-Schulen alter Kulturen war die siebenfältige Konstitution oder Beschaffenheit des geoffenbarten Universums und des Menschen als dessen Kind. 

Dabei gründen gemäß theosophischer Lehre alle Prozesse der 'Schöpfung' und 'Evolution' auf Zahlen. Die Sieben ist dabei eine Schlüsselzahl. Sie stellt den 'Grundstein' der gesamten 'Evolution' dar, sowohl der materiellen als auch der spirituellen. 

Wir kennen zum Beispiel die sieben Töne der diatonischen Tonleiter, die sieben Farben des Spektrums, die sieben Schöpfungstage aus der Genesis, die sieben Tage der Woche und so weiter. Es ließen sich noch sehr viele Beispiele dieser siebenfachen Einteilung finden; und es ist nur natürlich, wenn wir von der siebenfältigen Konstitution des Menschen sprechen.

In der Bibel lesen wir, dass Paulus den Menschen in drei Elemente einteilt: in Körper, Seele und Geist. Dies stellt eine Vereinfachung der siebenfältigen Einteilung dar, was auch im Folgenden erläutert wird.

Paulus war ein Initiierter in die Mysterien der alten Weisheitslehre, und er kannte das dort gelehrte vollständige System. Es war und ist aber einem in die Mysterien Initiierten nicht erlaubt, alles zu veröffentlichen.

Obschon die christliche Theologie diese Dreifaltigkeit akzeptiert, sagt sie nur wenig über das Wesen der Seele und den Unterschied zwischen Seele und Geist. Selbst in der Psychologie, die doch die Wissenschaft der Seele ist, werden hauptsächlich unsere physiologischen mentalen Tätigkeiten, unsere Emotionen, Ängste, die Triebe der leidenschaftlichen Natur usw. studiert, während den wahren geistigen Aspekten des Menschen zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird. Dabei bilden diese doch den zentralen Kern und die Quelle seines Wesens. 

Doch ganz allmählich - siehe Carl Gustav Jung (Schweizer Psychiater und der Begründer der analytischen Psychologie, 1875 - 1961) - kann eine Änderung der Ansichten bemerkt werden. Sie entdeckten, dass - solange man die menschliche Seele nur als einen Komplex halb-physiologischer Reaktionen betrachtet - dies bei weitem nicht das ganze Gebiet des inneren Lebens des Menschen umfasst. Allmählich sickert die Erkenntnis durch, dass dieser höhere Aspekt des menschlichen Bewusstseins eine weitaus größere Bedeutung hat.

Damit wir aber die ZUSAMMENGESETZTE NATUR des Menschen und seine sieben Prinzipien unterschiedlicher Schwingungsgrade besser verstehen und erklären können, muss als erstes eine kurze Skizze davon gegeben werden, was die Theosophie über die Evolution zu sagen hat.

Nach der Weisheitslehre, der Theosophie, bedeutet Evolution das 'sich Entfalten' 'sich Entwickeln'; mit anderen Worten, es ist ein Prozess, in dem Qualitäten und Attribute, die latent und unsichtbar in der inneren Natur eines jeden universalen Wesens verborgen liegen, in zunehmendem Maße zur Offenbarung kommen und tätig werden.

Dem denkenden Menschen oder schlicht der Logik folgend, muss aber zuvor, notabene bevor sich etwas 'entfalten' oder 'entwicklen' kann, erst einmal etwas 'eingefaltet' oder 'eingewickelt' worden sein; denn nichts kann aus dem Nichts entstehen respektive nichts kann sich aus Nichts 'entfalten' oder entwickeln'. Wo es also eine E-volution gibt muss zwingend zuvor eine In-volution stattgefunden haben, welche im Universum, sprich der Einheit,  im zyklischen Wechsel ad infinitum aufeinander folgen. 

Stellen wir uns doch einfach einmal einen Samen vor der noch nicht gekeimt hat, dessen Eigenschaften noch unsichtbar und nur latent vorhanden sind. Erst wenn die Zeit und die Umstände geeignet sind, beginnen die latenten Eigenschaften sich langsam zu 'entfalten', zu 'entwickeln'; und zudem wird ihr Erscheinen sichtbar. So bringt beispielsweise eine Eichel zuerst einen zarten Sprössling zum Vorschein und dieser wächst schließlich mit der Zeit zu einer hochgewachsenen, majestätischen Eiche heran.

Alle Organismen, ergo alle Lebewesen im Universum - also auch Pflanzen, Tiere, Menschen - wachsen aus einem Samen. Bei den Menschen und den meisten Tieren sind diese Samen derart klein, dass man sie mit dem bloßen physischen Auge nicht wahrnehmen kann. Und trotzdem kann jeder dieser äußerst kleinen vitalen Zellen zu einem stattlichen 1,80 Meter großen Menschen mit all seinen komplexen Fähigkeiten und Talenten oder zu einem riesigen Elefanten mit seinen hochspezialisierten Organen heranwachsen.

Wie ist es nun möglich, dass ein mit dem bloßen Auge nicht sichtbarer Same - auf magisch anmutende Weise - z. B. zu einem genialen Menschen, zu einem großen Musiker, Künstler oder Erfinder heranwächst? 

Warum liegt dieses 'universale Prinzip' oder diese 'Gesetzmäßigkeit' der Entwicklung von innen nach außen, vom Unsichtbaren zum Sichtbaren, der Evolution zugrunde? 

Das rührt daher, dass dem Herzen eines jeden Samens ein Element oder Prinzip innewohnt, das die lebende 'Geist-Seele' genannt werden kann. Diese Geist-Seele ist ein Funken der universalen Geist-Seele und wird in den modernen theosophischen Schriften als 'Âtman-Buddhi' bezeichnet.

Durch den Drang dieser unsichtbaren Geist-Seele nach 'Selbstausdruck' beginnt der Kern eines Organismus sich auszudehnen und entfaltet seine eigenen Kräfte durch die Entwicklung von Fähigkeiten und Funktionen - von innen nach außen.

Natürlich wird dieser Organismus durch den Einfluss der Umgebung und des Milieus genährt und unterstützt. Wäre jedoch dieser lebendige, spirituelle Drang nicht in dem Kern vorhanden, würde die Saat nicht aufgehen und keine Früchte tragen. Tote Saat wächst nicht, wie günstig die Lebensbedingungen und das Milieu auch sein mögen.

Entdeckungen jüngeren Datums auf dem Gebiet der Archäologie und der Anthropologie haben dazu beigetragen, dass die ultramoderne Wissenschaft ihre Evolutionstheorien nicht länger auf die sichtbaren und äußeren Formen der Natur beschränkt.

In diesem Zusammenhang kann man ohne weiteres davon ausgehen, dass weitere wissenschaftliche Untersuchungen auf dem Gebiet der Evolution und der Psychologie sowie der Parapsychologie allmählich zu einer Bestätigung der diesbezüglichen theosophischen Lehren führen wird. Denn nicht nur der Körper, sondern auch der Verstand und die Seele eines Wesens sind jeweils einem eigenen Evolutionsprozess unterworfen. Wenn die Evolution ein Naturgesetz ist, bleibt von der Wirksamkeit dieses Gesetzes nichts ausgeschlossen. In jedem Partikel der Materie ist ein Funke des einen, universalen, unvergänglichen LEBENS eingeschlossen. Dieser Funke wird in der Theosophie Monade genannt. 'Monade' ist ein Begriff, der u. a. auch von dem neuzeitlich bekannten Philosophen, Mathematiker, Juristen und Historiker Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716) besprochen wurde und der dem Griechischen entstammt. Es bezeichnet eine Einheit, eine Unteilbarkeit. Diese Monade ist ein Punkt, ein Zentrum vollständigen, individualisierten, nichtzerstörbaren Bewusstseins, das, wie bereits gesagt, seinen Ursprung im zentralen universalen LEBEN hat. Solch eine Monade lebt im Kern eines jeden Organismus, und der jeweils kleinere Organismus ist Teil eines größeren Organismus - vom infinitesimalen Atom bis zu einer Sonne oder einem Stern.

Aber diese Monaden befinden sich auf sehr unterschiedlichen Stufen der Evolution. Beispielsweise ist die Monade eines Atoms aus dem Mineralreich weit weniger evolviert oder entfaltet als eine Monade, die auf ihrer aufsteigenden evolutionären Reise der Selbst-Entwicklung bereits das Pflanzen- oder Tierreich erreicht hat.

Die Monade im Zentrum eines Menschen ist hingegen schon unermesslich höher entwickelt als die in den beiden zuletzt genannten Reichen. Sie hat nach äonenlanger, immer weiter fortschreitender Selbstentwicklung sämtliche Stadien der Materie in den niederen Naturreichen durchwandert und ist schließlich an dem Punkt angelangt, wo sie ihre eigenen schlummernden intellektuellen und spirituellen Fähigkeiten bis zu einem so hohen Grade entwickelt hat, dass sie sich als ein menschliches Wesen offenbaren kann.

Dem Kern eines jeden physischen Atoms wohnt also eine  Monade inne. Das physische Atom ist dabei der äußere Körper oder das Vehikel, dessen sich die Monade bedient und mittels dessen sie sich zum Ausdruck bringt. 

Wenn die Monade ein chemisches Atom beseelt, beginnt sie ihre Reise am Fuße der evolutionären Leiter. Und sie wandert über unzählige Zeitalter hinweg von einem Naturreich zum nächsten und folgt dabei dem Pfad, der sie in immer höhere Stadien der Evolution führt.

Es sind die Monaden, die durch ihre Tätigkeit nicht nur die Evolution hervorbringen, sondern auch selbst das Material der Evolution bilden. Die Monaden von hohem, mittlerem und niederem Entwicklungsgrad beseelen und erbauen alle für uns sichtbaren und unsichtbaren Manifestationen von Leben - spiritueller, intellektueller, psychischer und physischer Art. Sie folgen dabei dem spirituellen Drang, der im Herzen einer jeden Monade existiert, dem ursprünglich in der zentralen universalen Quelle des Lebens ausgelösten Drang. Diese Monaden formen durch ihren inneren Lebensdrang, ihre Aktivitäten und die sich allmählich entfaltenden Wesensmerkmale die unsichtbaren Teile der Natur - die unsichtbare Welt, die von unvorstellbar größerem Umfang und Ausmaß ist, als die sichtbare. Hier, in diesen inneren Reichen, wirken unzählige Scharen unsichtbarer Monaden, die also die Ursache der sichtbaren Evolution sind. 

Worin liegt nun aber der Zweck dieser ganzen monadischen Evolution von einem Naturreich zum anderen?

Antwort: Jede große solare Evolutionsperiode wird in den theosophischen Lehren als ein 'Manvantara' bezeichnet. In dieser solaren Periode, oder eben dem Manvantara, tritt die Monade den Anfang ihrer Reise als ein 'nicht-selbstbewusster Gottesfunke' an. Und das Ziel ihrer Reise durch alle Lebensformen in diesem solaren Manvantara ist, dass sie zu einem vollständig selbstbewussten, göttlichen Wesen heranreift. Wenn das Ende dieser solaren Periode kommt, wird eine Monade, die ihre Evolution erfolgreich vollendet hat, Kenntnisse und Erfahrung über sämtliche Lebensformen besitzen - sie wird in der Tat all diese Lebensformen in diesem Manvantara gewesen sein. Sie wird sich am Ende mit Hilfe von bereits höher evolvierten Wesenheiten die Fähigkeit angeeignet haben, selbstbewusst all diese Erfahrungen zu verstehen, zu assimilieren und zu benutzen. So wird sie in dem Manvantara, das sie gerade durchlief, ein 'selbstbewusster Gott', ein Meister (Mahatma) der Weisheit und des Lebens sein. In einem nachfolgenden solaren Manvantara wird die Monade ihre Erfahrung fortsetzen, um weitere, noch höhere Stufen der Evolution und des Wissens zu erreichen.

Die Monade im Innersten eines jeden von uns ist bereits auf dem Weg vorangekommen, ein solcher selbstbewusster Gott zu werden. Und das bedeutet natürlich, dass wir alle, die wir in Wirklichkeit - auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind - unsere eigene Monade sind, dazu bestimmt sind, am Ende des Sonnenmanvantaras, das wir jetzt durchlaufen, als herangereifte, alles verstehende Götter hervorzugehen.

Und einer der schönsten und erhabensten Aspekte der Theosophischen Lehre ist, dass wir, indem wir diese soeben aufgezeigte evolutionäre Leiter des Werdens hinaufsteigen, die evolutionären Möglichkeiten sämtlicher Atome und Wesen wachrufen und stimulieren, mit denen wir auf allen Erfahrungsebenen in Berührung kommen. Dies ist ein hermetisch verankertes Prinzip (Gesetzmäßigkeit) des Universums - mit anderen Worten, es ist im Wesen aller Dinge eingeschlossen -, dass wir selbst nicht höher steigen können, ohne alle anderen mehr oder weniger mitzuziehen.

Was das hinsichtlich unserer moralisch-ethischen Verantwortung bedeutet, darüber sollten wir uns alle nachdrücklich Gedanken machen. 

Namasté (f.h.)


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