Der spirituell erwachte Mensch
Es ist kein Geheimnis: Der Mensch ist in Aussehen, Wesen und Charakter vollkommen unterschiedlich; allein in seiner göttlichen Essenz ist er eins. Dass jedes menschliche Wesen dabei eine individuelle Einheit aus Geist-Seele-Körper bildet und als kausaler Träger der göttlichen Essenz und Intelligenz dient, ist den meisten Menschen vollkommen unbekannt.
Unbekannt ist vielen auch, dass dieses zeitalteralte Wissen allzeit überliefert wird, wonach ALLES und JEDES im Universum lebt, es keinen Punkt in der Unendlichkeit gibt, der nicht mit Leben erfüllt ist; und jedes Lebewesen eines Universums, ob Atom, Molekül, Zelle, Körper, Stern, Sonne, Elemental, Mineral, Pflanze, Tier oder Mensch, nach ein und demselben PRINZIP entsteht und sich zunächst durch unzählige Stadien, durch tausendfache Geburts- und Todes-Zyklen, in die Materie involviert (einkleidet), um später wieder zu evolvieren sprich sich von innen nach außen zu entwickeln; von einem unbewussten Gottesfunken, zu einem bedingt bewussten Elemental, hinauf zu einem immer bewusster denkenden, aber noch unwissenden Durchschnittsmenschen, der irgendwann, hoffentlich, spirituell erwacht und mehr und mehr sein inneres göttliches Wesen nach außen entwickeln kann. Die Evolution bringt dabei jeweils das hervor, was im Innersten von uns bereits vorhanden ist, sie evolviert und entfaltet also alle latent schlummernden Kräfte und Potenziale aus göttlicher Essenz. Allein für dieses Entfalten, muss der Mensch seelisch-spirituell erwachen und wie ein Küken seine Eierschale von innen heraus zerbrechen, mithin die Hüllen und Schalen (Schleier) seines niederen Selbstes überwinden. Evolution bedeutet aber immer Veränderung, immer einen Wandel und Wechsel; und jeder Wechsel bedeutet Wachstum und Ausweitung. Wir können uns nicht zum Besseren hin entwickeln, wenn wir das Gegenwärtige nicht hinter uns lassen.
Doch der Gedanke, der Mensch könnte womöglich mehr sein als das was man von ihm sieht, scheint den meisten nicht nur undenkbar, sondern nahezu beängstigend und in höchstem Grade ver-rückt und ver-wirr-end. So sind denn unsere Städte und Agglomerationen angefüllt mit jenen Menschen, die die Theosophie "seelenlos" nennt. Was nicht bedeutet, dass solche Menschen keine Seele haben, sondern dass sie ihre Seele nicht aktiviert haben, so dass diese passiv bleibt.
Gleichwohl sehnen sich auch diese Menschen - wie die meisten - nach Wahrheit, nach Liebe, Licht, Frieden und Glück; doch in welch geringem Maße wird dieser göttliche Hunger gestillt! Er bleibt ungestillt, weil sie mit ihrem ganzen Denken, Reden und Handeln ausschliesslich in der Welt des Sichtbaren und Physisch-Materiellen bleiben. Persönliches Auskommen, materielle Vielfalt, Beruf, Karriere, Geld, Ansehen und Macht, finden den alleinigen Fokus ihres Bewusstseins und Erkennens. Kein Wunder, berauben sie sich selbst ihrer Chancen auf spirituelles Erwachen, weil Spiritualität für sie nur das Ding esoterischer oder geistig verwirrter Spinner ist.
Andere Menschen hingegen, die um die Einheit von Geist-Seele-Körper wissen und sich um die innere Verbindung mit den höheren Graden ihres Wesens bemühen, erkennen bald, dass die wahre Evolution des Menschen nur von innen her erfolgen kann. Sie erkennen, dass der spirituell erwachte Mensch seine Größe auch in anderen Menschen findet, und dass alle ihre Herzen von einer angeborenen und instinktiven spirituellen Würde erfüllt sind. Sie erkennen, dass in der Tat das Göttliche auch in anderen wirksam ist und dass in einigen seiner Schwestern und Brüder vielleicht ein Herz schlägt, das sich dieser spirituellen Kräfte mehr oder weniger bewusst ist.
Mit einem Mal werden sie sich dessen bewusst, dass andere Menschen höher stehen können als sie selbst und in einem höheren oder geringeren Maße mit der inneren göttlichen Flamme, der inneren Göttlichkeit, dem inneren göttlichen Geist, einsgeworden sind.
Bevor die Seele sehen kann, muss erreicht die Harmonie im Innern sein und fleischlich' Augen blind gemacht für jede Illusion.
Bevor die Seele hören kann, muss Ebenbild (der Mensch) taub für Gebrüll wie für Geflüster, für Rufe brüllender Elefanten wie für das silbrige Gesumm des goldenen Leuchtkäfers geworden sein.
Bevor die Seele kann verstehen und erinnern sich, muss sie vereinigt mit dem stillen Sprecher sein, so wie die Form, zu der der Lehm ist modelliert, zuerst mit dem Gemüt des Töpfers ist vereint.
Dann wird die Seele hören und erinnern sich. Und zum inneren Ohr wird sprechen dann; Die Stimme der Stille.
(Zitat aus der Stimme der Stille, von H.P. Blavatsky)
Es gibt diese wundervollen Menschen, die sich bis zu dem Punkt evolviert haben, an dem sich die göttliche Flamme des fortgeschrittenen Individuums selbst zum Ausdruck gebracht hat. Man spricht seit undenklichen Zeiten von diesen großen Menschen als von "Erlösern" ihrer Mitmenschen. Sie kommen und gehen immer wieder als spirituelle Erlöser der Menschen, als große und hervorragende spirituelle Genies.
Die Geschichte bezeugt, dass die menschliche Rasse große Menschen hervorbrachte: Siddhartha Gautama, den Buddha, die wahrhaftige Verkörperung von Weisheit und Liebe; Jesus, den Avatâra, eine weitere Verkörperung von Weisheit und Liebe; und jene anderen Großen, deren Namen vielleicht weniger bekannt sein mögen wie: Sankarâchârya, Krishna, Pythagoras, Empedokles, Plato, Apollonius von Tyana, Laotse, Konfutius, Zoroaster, und noch weniger bekannte wie Quetzalcoatl, in Mexiko und Manco Capac, in Peru. Sie alle bilden eine Gemeinschaft, eine Bruderschaft, die die Zeitalter hindurch wirkt, indem jede Generation der folgenden Generation die Weisheit und das Wissen, das seit zeitalteralten Zeiten erworben wurde, weitergibt. Dies haben sie getan und werden es auch weiterhin alle Zeitalter hindurch tun; sie warnen, lehren, ermutigen, trösten, und immer wieder sagen sie: "Erwacht, kommt höher herauf, kommt zu uns, liebe Schwestern und Brüder!"
Schauen wir auf diese menschlichen Verkörperungen spirituellen Lichtes, müssen wir erkennen, dass unsere Intuitionen und Eingebungen wirklich auf Wahrheit beruhen. Unter den Genien des Geistes und Intellektes gibt es, gab es und wird es in Zukunft andere Menschen geben, andere Genies, Menschen mit wunderbaren Fähigkeiten, mit hohem und überragendem Talent, deren Seelen mit den Hierarchien der Universen, mit den Sternen- und Planeten-Wesen, in Verbindung stehen; die vom Himmel die diesem eigene Flamme der Wahrheit holen, um sie in Berichten und Lehren ihren Mitmenschen mitzuteilen.
Diese Großen bilden eine spirituelle Bruderschaft der großen Weisen und Seher. Sie sind es, die Mahâtmas genannt werden, die aufgestiegenen Meister. Sie sind unsere älteren Brüder, die uns vorangingen. Sie sind Menschen, keine Geister. Menschen, die durch eigene Anstrengung ihre individuelle Evolution entfaltet haben, die dabei ständig vorwärts und aufwärtsgeschritten sind, bis sie die erhabene Stufe erreichten, die sie jetzt innehaben. Die Mahâtmas sind zu jeder Zeit in der Welt aktiv, und ihre Helfer arbeiten immer und überall. Ihr Einfluss ist stets darauf gerichtet, den Herzen der Menschen Hoffnung und Mut einzuflößen und ihren Gemütern Inspiration, Liebe und innere Ruhe. So schaffen sie Bedingungen, aufgrund derer die Menschen spirituell erwachen und so den inneren Ruf, den Ruf ihres inneren Meister, ihres inneren Gottes, wieder zu vernehmen.
Die Mahâtmas wurden nicht von einer außer-kosmischen Gottheit so geschaffen, sie sind vielmehr Menschen wie wir, die durch inneres spirituelles Erwachen und Streben, durch spirituelles und intellektuelles Sehnen, zu dem wurden, was sie sind. Sie stehen an der Spitze der Menschheit, weil sie ihnen vorausgeeilt sind. Sie sind unsere älteren Brüder, Helfer, Seher und Weise. Nichts haben sie als Geschenk erhalten. Alles, was sie haben, alles, was sie sind und zu dem sie sich entwickelt haben, erreichten sie durch eigene Anstrengung während ihres individuellen evolutionären Wachstums. Es ist das Werk der inneren göttlichen Flamme, die entfacht werden will. Es ist die Liebe, die das spirituelle Wesen eines jeden Menschen erfüllt, wenn er ihr nur Raum gibt.
Dabei ist es immer ein innerer Impuls, der nicht selten zu einer ganz bestimmten Zeit von außen kommt, vielleicht durch ein Buch, einen Blog, einen Film oder eine menschliche Begegnung. Ein Impuls, der die innere göttlich-spirituelle Flamme zu entfachen vermag.
Ist der Mensch erst einmal spirituell erwacht und darüber hinaus mit dieser göttlichen Flamme verbunden, erfüllt sie ihn und drückt sich in seinem ganzen Wesen aus. Alsdann werden sich seine älteren Brüder auf wundersame Weise spirituell mit ihm verbinden und ihn führen und lehren, so wie sie zuvor von ihren älteren Brüdern geführt und gelehrt wurden.
Denn es ist die Wahrheit und der Schöpfung Plan, dass jeder Mensch der spirituell erwacht, sich selbst zu einem Meister, einem Mahâtma, entwickeln kann, aus eigener Kraft, doch mit liebevoller Unterstützung fortausgeschrittener Brüder und Meister.
(fh)